Espoir à la montagne de l’oie

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Les cyclistes peuvent apprécier le brouillard dans la lagune de Venise.

Fonte des glaciers, pollution de l’air ou surexploitation, c’est une évidence: notre planète est fragile. Mais l’espoir subsiste, puisque partout on trouve des gens qui s’investissent pour un avenir digne d’être vécu.

Am nächsten Morgen wartet in Latisana der wärmende Kaffee auf uns. Die Kleinstadt am Tagliamento wurde 1965 und 1966 zwei Mal weitgehend überflutet. Häuser wurden zerstört, Menschen verloren ihr Hab und Gut – manche ihr Leben. Seither will die Regierung den Fluss in den Griff kriegen. Mit Beton und Baggern. Das Problem seien aber die Menschen, sagt uns Chiara Scaini. 

Die Wissenschaftlerin erforscht Naturkatastrophen und stammt aus der Region. Ihre Eltern wohnen noch heute in Belgrado, ein paar Kilometer vom Fluss entfernt. Sie erklärt, dass die Dörfer viel zu nahe am Fluss gebaut seien. Ebenso die Felder, wo sinnlos Mais für Tierfutter angebaut wird – und zeigt uns eine Stelle, wo der mäandernde Tagliamento sich ein Stück Acker geholt hat. 

Über zwei Kilometer ist das Flussbett an manchen Stellen breit. Viel Platz, in dem sich der Tagliamento jedes Jahr einen etwas neuen Weg sucht. Platz, wo Vögel nisten und Fische laichen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Anna erforscht Chiara Scaini seit Jahren die Bedeutung des Tagliamento: für die Natur, für das Ökosystem und nicht zuletzt für die Menschen, die hier leben. Dämme und andere Hochwasserschutzmassnahmen würden letztlich niemals die gewünschte Sicherheit bringen. Sie helfen einzig dem Prestige der Politikerinnen und Politiker, die etwas gegen die drohende Gefahr unternommen hätten. Besser wäre es, sagt Scaini, von einem der letzten natürlichen Flüsse Europas zu lernen. Wie wir dem Wasser und der Natur wieder mehr Platz geben könnten – gerade im Wissen, dass Extremwetterereignisse mit der Klimaerhitzung immer häufiger werden. 

In Sarajevo holt uns der Winter doch noch ein. Während wir die nächsten Rechercheorte ausfindig machen, fallen die Flocken auf die Köpfe der Tauben am Sebilj-Brunnen. Die Luft ist heute etwas weniger stickig – gehört aber immer noch zu den gesundheitsschädlichsten der Welt. Werden die Grenzwerte für Luftqualität an einem Tag mal nicht überschritten, gleicht das einem Wunder. Geheizt wird mit Kohle, überall verstopfen alte Autos die Strassen. Als wir aus der verschneiten Stadt herausfahren, schmerzen unsere Lungen. 

Wieder bleiben die Zelte ein paar Tage verstaut. In Foča ist es in der Nacht so bitterkalt, dass wir fast froh über unser muffiges Bett sind. Und als uns die Sonne in der eisigen Piva-Schlucht ins Gesicht lacht, strahlt auch das Herz wieder. Mit Cola und einer Packung Chips gelingt einmal mehr der Ritt in die nächste Stadt. 

Podgorica, Tirana, Thessaloniki ziehen an uns vorbei. Meist pausieren wir in den Städten, um Arbeit nachzuholen und vorzubereiten. Wir führen Recherchegespräche, schreiben Texte, knüpfen Kontakte und diskutieren über allfällige Umwege. Die Nächte im Zelt sind dabei auf dieser Reise wie kleine Auszeiten – ein bisschen Tagebuch führen, ein paar Bilder bearbeiten – mehr geben die kalten Finger nicht her. Im Winter auf Veloreise bedeutet vor allem auch: früh ins Bett. 

Der Bus nach Çanakkale ist halb voll. Nach sechs Stunden über Autobahnen und einer kurzen Überfahrt über die Dardanellen kommen wir in dieser geschichtsträchtigen Stadt an. Troja liegt ein paar Kilometer entfernt, an einer Felswand prangt ein Mahnmal für die Schlacht von Gallipoli. Doch wir sind wegen İlayda Gülsüm Çamlı hier. Die Aktivist*in wartet am Hafen auf uns. Ausi hrem Dorf am Fuss des Kaz Dağı – dem Gänseberg – ist sie in zwei Stunden per Autostopp gekommen, um uns zu treffen. Die letzten Jahre hat sie hier mit anderen gegen den Bau einer Goldmine angekämpft – mit Mahnwachen, Solikonzerten und trotz polizeilicher Repression. Irgendwann entschied das Gericht: Baustopp. Seither ruht der Widerstand. 

Çanakkale und Çamlıs Dorf liegen südwestlich von Istanbul – überhaupt nicht auf unserer Route Richtung Osten. Zum zweiten Mal entscheiden wir uns, eine Recherche motorisiert in Angriff zu nehmen. Mit dem Velo wäre es einfach zu weit. Das ist eine der Herausforderungen am Versuch, Klimajournalismus und Veloreise zu kombinieren. 

Auf dem Weg in Çamlıs Dorf zeigt sie uns das Waldstück, wo die Kirazlı-Goldmine hätte entstehen sollen. Nach einem kurzen Spaziergang durch den schönen Wald reisst plötzlich eine riesige Wunde auf. Zehntausende Bäume fehlen, eine gigantische Brache öffnet sich vor uns. Am Boden liegt Stacheldraht, der Zaun ist angerostet und eine Warntafel liegt im Dreck. Wo vor einigen Monaten noch Bagger und Wachpersonal standen, weiden heute Kühe. Çamlı sagt, das Gold solle im Boden bleiben. Wir hätten doch schon genug in unseren Bunkern. Und an das durch Cyanid vergiftete Trinkwasser denke niemand. 
Am Abend trinken wir Çay im kleinen Wohnzimmer von Çamlı und ihrem Partner. Der Ofen ist glühend heiss, die Decke grauschwarz vom Russ. Am Tisch sitzen auch die Nachbarn. Der Aktivist Ulaş kommt aus İzmir, seine Partnerin Işık wuchs im Aargau auf. So wollen es die Zufälle im Leben. Wir sprechen über ihren Aktivismus und das Leben auf dem Land. Alle sind sie überzeugt, dass die Sache mit der Goldmine noch nicht gegessen sei. Bald käme einfach eine andere Firma und der Widerstand gehe von vorne los. 

Wir gehen zum Wein über, zeigen ein paar Fotos unserer Recherchereise und Ulaş schöpft Hoffnung. Der Kampf sei schwierig, gibt er zu. Und ohne Widerstand sei unsere Umwelt verwundbar. Doch all die engagierten Gesichter auf den Bildern zeigten doch auch, wie viele Menschen für eine bessere Welt kämpfen. Grund genug für Zuversicht. 

Florian Wüstholz ist freier Journalist, Martin Bichsel freischaffender Fotograf. Beide teilen die Leidenschaft fürs Velofahren. 

Weitere Infos zum Projekt unter www.gruenespur.ch 

Le brouillard flotte à perte de vue, ce matin de janvier dans la lagune de Venise. Il y règne un calme religieux. Le ferry se glisse dans la soupe aux pois. Soudain, la sirène retentit; un petit bateau de pêche se trouve sur notre trajectoire. Nous le croisons puis il disparaît dans la brume. Le calme revient. Nous nous délectons de cette courte traversée avant de nous remettre en selle. Nous prenons un repas léger, tout en planifiant l’étape du jour – par où passer, où camper? Nous faisons un brin de lecture. 

Nous en sommes au début de notre tour à vélo journalistique dans les hauts lieux du réchauffement climatique. Nous avons quitté Berne au début du mois de janvier pour nous lancer dans la traversée des Alpes. Au col du Simplon, trente centimètres de neige recouvraient la route. Cinq mois plus tard, les glaciers du Monte Leone et du Fletschhorn fondront sous les effets de la première vague de chaleur de l’année. Puis, laissant derrière nous le décor alpin, nous avons filé en direction des Balkans à travers les plaines ensoleillées de l’Italie du Nord. 

À Punta Sabbioni, nous sommes descendus du ferry en poussant nos vélos, avons chaussé nos casques et bouclé nos sacoches pour mettre le cap sur le fleuve Tagliamento. Sur ses rives, des activistes de l’environnement se battent depuis des années contre des projets de barrages, des protections anticrues douteuses et des ponts autoroutiers – autrement dit, contre tout ce qui pourrait déséquilibrer l’écosystème de ce fleuve relativement bien préservé. 

En hiver, le centre commercial est fantomatique. Les stores métalliques des magasins sont verrouillés et quelques ouvriers travaillent à la réfection de l’accès aux commerces. Des jumeaux d’un certain âge nous conseillent de ne pas laisser nos vélos sans surveillance. Nous perdons tout espoir de revoir apparaître le soleil mais les images en sont d’autant plus saisissantes. Ce soir-là, nous ne déplions pas nos tentes, l’avant-toit d’une petite église fera l’affaire. Les pâtes sont divines. 

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