Les sens en liesse

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Vue nocturne de la ville de Chefchaouen.

La côte méditerranéenne du Maroc ravira sans doute les personnes passionnées de contacts humains, de nature et d’histoire, pour autant qu’elles soient conscientes des différences culturelles et sociales. Et qu’elles ne craignent pas les contrôles de police et les fouilles corporelles.

Faszinierend und schwierig zugleich

Von ferne sieht die Medina aus, als klebe sie am mächtigen Felsen oberhalb. Ein kräftiges Blau hüllt jede Nische ein. Es soll den bösen Blick abhalten und die Menschen vor Unheil schützen. Findige Touristiker haben die intensive Farbe und wundersam arabische Konfession zum flüchtigen Klischee verdichtet: «Die blaue Perle von Marokko». Chefchaouen vereint nun vieles, was Reisen in andere Kulturen faszinierend und zugleich schwierig macht: die märchenhaft fremde Welt, die reizvolle Architektur, die grandiose Natur, aber auch den sozialen Kontrast zwischen Besuchern und Bevölkerung.

Die schmalen Altstadtgassen verlaufen rätselhaft und derart raffiniert, dass mich eine der Passagen ins Abseits lockt. Sie endet vor einer marineblauen Tür. Dort sitzt ein dünner Mann und sagt: «Hallo! Ich heisse Mohammed.» Er stopft gemächlich seine Sebsi. Die traditionelle Pfeife hat einen langen, dünnen Holm und einen kleinen Pfeifenkopf aus Ton. Ein sinnlich-süsser Dunst hüllt uns ein. «Rauchst du auch? Ich habe guten Kif.» «Nein! Aber wir können gerne über die Cannabisproduktion sprechen.» «Für 50 fahre ich dich zu einem Haschischbauern», sagt Mohammed. Das Angebot steht in keinem Reiseführer.

In diese dunkle Ecke verirren sich kaum Touristen. Eine Häuserzeile weiter verändert sich die Szenerie. Reisende aus aller Welt wälzen sich durch die Gassen, die überfüttert mit bunten und erregend duftenden Angeboten sind. Sie fotografieren jeden Winkel und alle Menschen, treten auch ungefragt in private Hauseingänge. Von Overtourism zu sprechen, ist hier nicht falsch, aber unvollständig. Während westliche Destinationen, die über zu viele Touristen klagen, meist hochentwickelte, stabile Regionen sind, scheint hier alles viel prekärer und sozial fragil. Mehrere Welten verlaufen parallel.

Wechselvolle Geschichte

Vor zehn Tagen bin ich aufgebrochen, um der Nordküste von Marokko entlang zu radeln. Als ich in Melilla, der spanischen Enklave, die Grenze nach Marokko passierte, betrat ich eine andere Welt. Lebendig, chaotisch, aber auch beklemmend. Ein massiver Zaun trennt Europa von Migranten aus Subsahara-Afrika. Er ist zum traurigen Symbol für Europas Abschottungspolitik geworden. An dieser Grenze verrichten Frauen für «poco dinero» eine harte Arbeit. Sie buckeln täglich duzende, bis 50 Kilogramm schwere Ballen mit Billigware über die Grenze. «No fotos», sagen sie zu mir.

Die Strasse führt wellenartig dem Meer entlang. Oft zweigt sie ins Landesinnere ab, um sich kurvenreich bis auf 700 Meter hinaufzuwinden. Das öffnet Blicke in grandios zerklüftete Berglandschaften, tiefe Schluchten, Steineichenwälder, verbrannte Erde, verlassene Steinhäuser, steil abfallende Felsküsten und aufs endlos weite Meer. Von El Jebha, dem freundlichen Fischerdorf, wollte ich mich kaum mehr trennen. In der Altstadt von Tétouan war die Performance des Teppichhändlers derart elegant, dass ich ohne Not sein teures Duftöl kaufte.

Das Rifgebirge, das fast 350 Kilometer parallel zur Küste des Mittelmeers verläuft, war stets präsent. Auch die wechselvolle Geschichte der Bewohner. 1920 rebellierten berberische Rifkabylen gegen die koloniale Macht aus Spanien. Im Jahr darauf erklärten sie euphorisch die autonome Rif-Republik. Die Spanier rächten sich teuflisch. Sie versprühten Senfgas aus der Luft, einen zerstörerischen Kampfstoff aus den Chemielabors. Als Marokko 1956 unabhängig wurde, nahmen die arabischen Eliten den indigenen Völkern ganze Ländereien weg – sowie die Unabhängigkeit.

Eine riesige Hanfplantage

Viele Menschen wanderten in die Städte oder nach Westeuropa ab. Die Region zählt heute zu den ärmsten in Marokko. Das anarchische Gedankengut und die Sehnsucht nach unbedingter Freiheit überdauerten. In Al Hoceïma, 130 Kilometer westlich von Melilla, gab es 2011 und 2016 gewaltsame Erhebungen gegen die Willkür der königlichen Polizei. Seither wird der Ort bewacht. Uniformierte Burschen kontrollieren mich schon 50 Kilometer ausserhalb. Am Stadtrand steht die Polizei mit Kampfgeräten. Auf der Strasse liegen Nagelsperren.

In der Medina von Chaouen hat Mohammed die Pfeife leer geraucht. Er stopft sie wieder mit Haschisch voll. Wir sprechen über die Cannabisproduktion. «Das Rifgebirge ist eine riesige Hanfplantage. Die grösste für den Europamarkt», sagt er. «Den fetten Gewinn streichen andere ein. Und die Regierung verdient sicher mit. Aber für viele Bauern ist der Anbau von Cannabis die einzige Chance, um zu überleben.» Die Produktion wäre illegal. Bei einem 15-Milliarden-Markt schaut das Königreich nicht genau hin. Die Gendarmerie royale kontrolliert manchmal, um den Bauern Schmiergelder abzupressen.

Mohammed wiederholt sein Angebot: «Wir können den Haschisch-Bauern sofort besuchen.» Bevor ich ins Auto steige, will ich ihm 50 Dirham zahlen, rund 5 Schweizer Franken. Er schaut mich verwundert an. «Ich meinte natürlich 50 Euro!» Beim Feilschen um den Preis ist auch nicht klar, ob ich dem Bauern nochmals 50 Euro zahlen müsste. Die Ausfahrt scheitert. Ich schlendere in die neue Stadt und trinke im Café al-Zahra einen Minzentee, mit frischen Kräutern und reichlich Zucker aufgebrüht. Die einheimischen Männer schauen Fussball am TV-Apparat. Die Frau mit dem grossen Hut kauert noch immer an der Wand. Sie löffelt eine Bohnensuppe. Die Reisebusse sind abgefahren. Ich zahle und wünsche «bonne nuit». Der Kellner ruft lachend auf Arabisch: «Shukran lak wadaeaan.» «Danke und auf Wiedersehen.»

Walter Aeschimann lebt und arbeitet als freier Historiker und Publizist in Zürich und bereist auf dem Velo die Welt. 

Auf dem Landweg von Zürich nach Marokko und zurück

Hinfahrt: Zug: Zürich HB–Genf. Fahrrad: Genf–Nîmes. Zug: Nîmes–Málaga (Madrid umsteigen). Fahre: Málaga–Melilla (Enklave Spaniens).Rückfahrt: Fahre: Tanger–Tarifa (Andalusien). Fahrrad: Tarifa–Cordoba. Zug: Cordoba–Figueres (Barcelona umsteigen). Fahrrad: Figueres–Perpignan. Zug: Perpignan–Zurich HB (Avignon und Genf umsteigen).Unterwegs: Die ganze Reise dauerte fünf Wochen. Die Hin- und Rückreise je zwei Tage. Die Stationen in Marokko: Melilla, Nador, Al Hoceïma, El Jebha, Oued Laou, Tetouan, Chefchaouen, Tanger. An diesen Orten gibt es Unterkünfte. Dazwischen ist die Region touristisch kaum erschlossen.

Assise au pied du mur, elle semble absente. Tel un relief de granit, elle reste immobile et impassible. Ce n’est qu’à l’arrivée des autocars de touristes, à l’angle des avenues Hassan II et Zerktouni, qu’elle tend sa fine main devant elle. La femme porte un large chapeau de feuilles de palmier. Sa djellaba devait être de couleurs vives, mais ce n’est plus maintenant qu’une cape poussiéreuse et en lambeaux. Pour beaucoup de touristes, elle sera le premier sujet de photographie de la journée.

Je fais face à l’étourdissante médina – la vieille ville – de Chefchaouen et je contemple le décor. Chaouen, comme on l’appelle ici, compte 45 000 âmes et est située dans les montagnes du Rif, au nord du Maroc. La ville a été fondée en 1471. À l’origine, sa population était berbère puis de nombreuses familles musulmanes et juives, chassées d’Andalousie, sont venues s’y établir. Jusqu’au 19e siècle, Chaouen était à la fois ville sainte et ville interdite. Quiconque s’y aventurait risquait sa vie. Dans les années 1960, les com munautés de hippies en quête d’authenticité y ont trouvé de quoi s’extasier et rêver d’un monde meilleur. Les baroudeurs et baroudeuses leur ont plus tard emboîté le pas, avant que l’industrie du tourisme ne se l’approprie.

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